Freitag, 24. Dezember 2010

Yamkisten und Schweine auf dem Voltasee

Der Motor tönt monoton und laut in den Ohren, überall laufen Kinder entlang und die Gerüche der Bordküche steigen in die Nase. Der Blick richtet sich auf das glatte Wasser, das Land am Horizont und die bunten Fischerboote, die uns begegnen.


33 Stunden dauert die Reise auf dem Voltasee von Akosombo im Süden nach Yeji im Norden Ghanas. Wenn man von dieser Fahrt etwas mitnimmt, dann ist es Ruhe und Entspannung. Die Langsamkeit der Fähre und das ewige Warten an den Häfen lehren es einem. Und das begann schon vor Abfahrt. Weil es hieß, dass man die Tickets frühzeitig kaufen muss, war ich schon sechs Stunden vorher am Hafen, um das Ticket zu kaufen, was ich auch eine halbe Stunde vor Abfahrt noch bekommen hätte.
Halb Passagier-, halb Frachtfähre gibt es neben der 2. und 3. Klasse auch zwei Kabinen der ersten Klasse, die die einzigen Betten des Schiffes enthalten. Neben den Passagieren fahren eine Unmenge an leeren Yamkisten, zwei LKW, jede Menge Essen, drei Schweine und am Ende auch noch eine Kuh mit. Die Reisenden sind zum großen Teil Frauen und Kinder sowie ein paar ausländische Rucksacktouristen.
Wer sich auskannte, hat sich gleich zu Beginn der Fahrt eine Bank oder einen Tisch mit Gepäck oder einem Tuch reserviert. Wer sich nicht auskannte – so wie ich – musste nehmen, was blieb. In meinem Fall eine Holzbank auf dem Oberdeck und selbst das war noch Glück, denn die, die später zustiegen, mussten mit dem Boden Vorlieb nehmen.
Die Nacht war lang und hart und zum ersten Mal angenehm kühl wegen der Seebrise. Nur das Tuch zum Zudecken musste ich immer wieder festklemmen, weil es sonst weggeweht wäre. Schon halb 6 Uhr morgens war die Nacht vorbei – mit einem spektakulären Sonnenaufgang über dem See, der für die harte Nacht entschädigte.
Unterwegs gab es vier Zwischenstopps zum Ein- und Ausladen der Fracht und der Passagiere, wobei die geplanten 15 Minuten Stopp sich schnell mal auf drei Stunden ausdehnten.
Im Laufe der Fahrt auf dem größten künstlichen Stausee der Welt kann man beobachten, wie sich die Landschaft immer mehr von Regenwald in Savanne verwandelt. Der See wurde zur Energieversorgung Ghanas aufgestaut, wofür zwei Dämme, in Akosombo und Kpong gebaut wurden. Dieses ehrgeizige Projekt des damaligen Präsidenten und Volkshelden Kwame Nkrumah hatte zu jeder Zeit viele Kritiker. Das ist auch gut nachvollziehbar, wenn man bedenkt, wie viele Dörfer für das Projekt umgesiedelt werden mussten und dafür nie eine Entschädigung bekamen.
Doch trotz aller Kritik stellt der Voltasee und der Staudamm in Akosombo den größten Teil der Energieversorgung Ghanas sicher und versorgt zusätzlich noch einige Nachbarländer.
Wie nicht anders zu erwarten war, kamen wir nicht einen Tag später abends, sondern in der darauf folgenden Nacht um 3 Uhr in Yeji an und mussten die Fähre sofort verlassen, weil sie „sofort“ weiterfährt. Als wir nach Sonnenaufgang drei Stunden später den Hafen verlassen, steht sie jedenfalls immer noch…

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