Mittwoch, 20. Oktober 2010

Fufu, Banku und Tobee

Unsere Kurzstudie belegt, dass es in der ghanaischen Küche fünf Hauptbestandteile gibt, die immer wieder beliebig kombiniert werden: Mais, Reis, Kassava, Kochbanane und Bohnen. Was irgendwie einseitig klingt ist doch erstaunlich vielseitig. Und auch nach 12 Wochen entdecken wir immer noch neue kulinarische Genüsse in unserem Dorf. 

Fufu und Banku

Fufu stampfen
Unbestrittenes Nationalgericht Ghanas ist Fufu, bestehend aus Kassava (einer Wurzel so ähnlich wie Yams) und Kochbanane, der sehr lange mit einem Holzpflock gestampft und danach zum Kloß geformt wird. Dieser Kloß wird in einer Suppe zusammen mit Fisch, Ziegenfleisch oder Hühnchen serviert. Das Ganze wird mit der Hand gegessen, wobei man mit der rechten Hand (die linke wird nämlich auch heute zum Teil noch für andere Dinge verwendet!) ein Stück von dem zähen Kloß abzupft, ihn in die Suppe taucht und dann in den Mund steckt.



Banku
Ein weiteres beliebtes Gericht ist Banku, ebenfalls ein Kloß aus Kassava und Mais, der etwas weniger zäh aber dafür säuerlich ist und auch in einer Suppe mit der Hand gegessen wird.
Street Food
Links: Kenkey mit Pepper; Rechts: Reis, Bohnen und Spaghetti
Links: Reis mit Bohnen; Rechts: Red-Red
Entlang der Straßen im Dorf gibt es Stände, an denen man die verschiedensten essbaren Dinge bekommt. Fufu wird vor Ort gestampft, aber die meisten anderen Gerichte werden vorgekocht und dann in einer großen Schüssel mit einer Tüte als Abdeckung auf der Straße verkauft. Da gibt es zum Beispiel Reis mit Bohnen oder Salat, Red-Red (Bohnen mit geraspelter und gerösteter Kassava und fritierter Kochbanane) und Kenkey (Mais im Kloß, serviert im Maisblatt). Ganz wichtig bei fast allen Gerichten ist der „Pepper“, eine selbstgemachte, scharfe Soße, die – wenn man Glück hat – nicht nach Fisch schmeckt, sondern nur verdammt scharf ist.

Snacks
Auf den Köpfen der Frauen werden den ganzen Tag über verschiedene Snacks durch den Ort getragen. Tobee (krapfenähnliche Bällchen aus Kassava, Kochbanane oder Weizen) und „Ghana Fries“ (frittierte Kochbananen und Yams mit scharfer Soße) sagen uns sehr zu. Und natürlich das Obst: Bananen, Orangen zum Aussaugen, Melonen, Ananas und Kokosnüsse sind gerade reif und überall zu haben. Die Mangos hängen bei uns auf dem Hof am Baum und wir schauen ihnen beim Wachsen zu.
Links: Bällchen auf dem Kopf; Rechts: "Ghana Fries"
Besondere Freude haben wir auch am Einkaufen aus dem Tro-Tro heraus. Kurz vor Abfahrt an der Station oder im Stau in Accra kann der Großeinkauf aus dem Busfenster heraus erledigt werden. So können nicht nur Lebensmittel jeder Art, sondern auch Tische, Spiegel, Fußbälle und Kleidungsstücke erworben werden. Essensvorbereitungen für längere Fahrten erübrigen sich dadurch vollständig.
Links: "Drive In"; Rechts: "Drive In": Blick aus dem Tro-Tro

Frühstück
Zum Frühstück isst der Ghanaer typischerweise „Coco“, ein sehr flüssiger Brei aus Mais, der zusammen mit Weißbrot gelöffelt wird. Leider gibt es das, was wir als Frühstück bezeichnen würden erst am Abend. Allabendlich, wenn es dunkel wird (also gegen 18 Uhr), macht unser Lieblingsfrühstücksstand auf, brät Gemüseomelette auf seinem Holzkohlegrill und verkauft Tee, Kaffee und Kakao.

 Egal welche Mahlzeit, man bezahlt zwischen 15 und 50 Cent für einfache Gerichte (Kenkey, Banku, Fufu und Red-Red) und zwischen 1 und 2 Euro für größere Gerichte (z.B. Reis mit Salat und Hühnchen).

 Take-Away
Beutelwasser
Will man sein Essen mitnehmen, wird es – egal ob flüssig oder fest – in Tüten verpackt. Man kann es dann Zuhause auf einen Teller schütten, es mit der Hand aus der Tüte essen oder – am praktischsten – ein kleines Loch in die Tüte beißen und den Inhalt aussaugen.
Auch in Tüten kommt das Trinkwasser daher. Wurde es früher auf der Straße in Bechern zum sofort austrinken verkauft, ist man aus gesundheitlichen Gründen vor einiger Zeit auf eingeschweißte Wassertüten umgestiegen.



Notlösung
Und wenn es mal zu viel wird mit dem ghanaischen Essen geht man halt zu Marita. Marita ist angeblich diejenige im Ort, die am besten europäisch kochen kann. Das wurde uns gleich bei unserer Anreise mitgeteilt. Sie besitzt ein kleines Restaurant, wo man täglich Nudeln und andere heimische Genüsse zu sich nehmen kann. Zu vergleichsweise hohen Preisen, aber die verzweifelten Befonos zahlen es schon. Ein Belgier, den wir dort getroffen haben, hat sie sogar engagiert, um bei ihm im Hotel für ihn zu kochen.
So weit wird es bei uns wohl nicht kommen, auch wenn uns Gemüse und feste Nahrung in „kloßloser Form“ etwas fehlt. Nach einen kleinen Tief zwischendurch freunden wir uns inzwischen immer mehr mit dem lokalen Essen an und bleiben auf der Suche nach weiteren Kombinationsmöglichkeiten.

1 Kommentar:

  1. Na dann passt mal auf, dass ihr nicht noch selbst zum Kloß werdet. Schreibt euch auf alle Fälle die Rezepte auf, damit ihr uns im kalten Norden dann bekochen könnt :-)

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