Mit diesem Ziel im Blick besteigen wir am Samstag um sieben Uhr ein Tro-Tro direkt vorm Haus, schonen unsere Hintern auf der guten Straße parallel zur Atlantikküste nach Tema und steigen dort um Richtung Kpong im Norden. Die Straßen in der Volta-Region sind anstrengender für den Rücken als Rasenmähen mit der Machete. Ruppige Bremshügel, oft drei bis fünf hintereinander, ersetzen in Ghana die Geschwindigkeitsschilder und in der Volta-Region wird offenbar besonders Wert auf eine gemäßigte Fahrweise gelegt. Auf halber Strecke stoppen wir das Tro-Tro und steigen vorm Eingangstor des Shai-Hill-Wildtierreservats aus dem Auto.
Der Eintritt beträgt 10 GHc (ca. 5€) plus 3 GHc (ca. 1,50€) pro Stunde und Person für den Wildführer, was für die uns bekannten Ghanaer schon beinahe Wucher ist. Ohne Führer wird man leider nicht auf die Affen und die Hügellandschaft losgelassen. Diese Erfahrung haben wir bereits in zwei anderen Parks gemacht und diskutieren jedes Mal das Für und Wider. Ohne fühlt man sich einfach selbstständiger und unüberwachter - mit kann man sich nicht verlaufen und bezahlt einen Arbeitsplatz. Mit unserem Wildhüter legen wir die Route fest und machen uns auf den Weg.
Die Affen sind leider zu dieser Zeit nicht zu sehen und wir laufen weiter durch die trockene Savanne von mannshohem Gras umgeben zu einer Höhle des Shai-Volkes, das sich dort im 19. Jahrhundert aus Nigeria eingewandert vor den lokalen Ashanti versteckte. Nach 1,5h Fußmarsch erklimmen wir schweißgebadet einen Hügel, treten in die kleine Höhle ein, klettern in der Höhle aufwärts durch einen Felsspalt und stehen auf der höchsten Erhebung der Umgebung. Der Blick über die weite Ebene ist absolut dokumentarfilmreif.
Große Wildtiere wie Elefanten, Giraffen oder Zebras vervollständigen den erwartungsvollen Blick heute aber noch nicht. Im nächsten Jahr soll sich das allerdings durch zwangsimmigrierte Dickhäuter und dergleichen ändern. Wir verfallen erneut in Sinn- und Unsinnsdiskussionen.
Zu unserem Glück können wir den Rückweg zum Eingangstor in einem Bus zurücklegen, in dem wir gemeinsam mit einer Jugendkirchengruppe sitzen, klatschen und singen, die kurz nach uns an der Höhle ankam. Da wir an einem anderen Ausgangstor landen, stehen wir kurz später mit unserem Wildhüter und dem Führer der Kirchengruppe zu fünft an der Straße, halten ein Taxi an, stapeln uns zu den anderen drei Insassen in den alten Opel Vectra und beenden unser Shai-Hill-Abenteuer wenig später zurück am Eingangstor.
Den noch jungen Tag vor uns und Wechselunterhose sowie Zahnbürste im Rucksack stecken wir die weitere Route ab. Wir nehmen wieder Fahrt im Tro-Tro auf, sehen durchs Seitenfenster nun plötzlich doch wieder Affen am Straßenrand sitzen und machen uns auf den Weg zum Riesenstaudamm in Akosombo.
Ghanas Strom wurde 2006 zu 60% in diesem und einem weiteren Staudamm etwas weiter unten am Volta River erzeugt. Daneben werden Togo und Benin von hier mit Strom versorgt. Vor einer Besichtigung muss jedoch eine Genehmigung der Behörde eingeholt werden, die bei unserer Ankunft leider schon geschlossen ist. Wir wollen trotzdem einen Blick werfen, stärken uns auf dem Markt mit frischen Kokosnüssen, wimmeln die auskunftsfreudigen und zimmervermittelnden Taxifahrer ab und laufen entlang der Straße Richtung Staudamm.
Irgendwann sammelt uns ein Taxifahrer ein, der zum Volta-Hotel fährt, von dessen Terasse der Staudamm in seiner gigantischen Größe sichtbar ist. Von dort genießen wir den Blick.
Sowohl auf die Staumauer als auch auf die Pizzen auf den Tischen. Da wir seit sechs Wochen keinen Käse mehr hatten und die Pizza eine willkommene Abwechselung zu Banku, Fufu und Co. ist, begeben wir uns zum Poolbereich, in dem die Pizza verkauft wird, bestellen und warten. Die Einladung zum Bier von dem Befonu hinter uns kommt kurz vor Fertigstellung der Pizza. Steve ist 54, Hydro-Ingenieur, Kanadier und ein freundlicher Mensch. Er ist für 19 Monate in Akosombo und entwirft ein Bewässerungssystem für umliegendes Farmland. Nach einigen Bier, Gesprächen über Gott und die Welt und nochmal Bier, bietet er uns an, in seinem kleinen Hotel zu übernachten. Seine Firma hat es gemietet und Steve wohnt und arbeitet dort - alleine bzw. mit seinen Angestellten. Bei der Ankunft öffnet Privatnachtwächter James das große Gartentor. James holt auch die Eier fürs Frühstück am nächsten Morgen. Und wenn wir nicht darauf bestanden hätten, es selbst zu tun, dann hätte James auch noch für uns abgewaschen. Nach dem Frühstück fahren wir mit Steve und seinem gewaltigen Kater noch mal zum Staudamm und kommen heute plötzlich auch ohne amtliche Genehmigung aufs Gelände. Sechs Turbinen erzeugen hier insgesamt maximal 1020 MW. Die Anlage ist absolut imposant. Genauso wie die schöne Landschaft um den Volta Lake, einen der größten Stauseen der Welt.
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