„Befonu, befonu“, schallt uns auch nach einer Woche der Ruf entgegen, wenn wir durch Big Ada (Karte) laufen. Daran wird sich wohl auch die nächsten fünf Monate nichts ändern. Nur daran gewöhnen werden wir uns wahrscheinlich. Und auch daran, dass wir hier immer auffallen werden. Denn bisher waren wir noch nie in einem Land, in dem man nur durch seine bloße Anwesenheit so auffällt, wie es in Ghana ist. Diese Tatsache ist, neben dem Klima, sicherlich das Ungewohnteste hier.
Big Ada
Big Ada, unser Heimatort für die nächsten vier bzw. fünf Monate liegt etwa 100 km östlich von Accra an der Küste und nah der togolesischen Grenze. Hier mündet der Volta in den Golf von Guinea. Der nördlicher gelegene Voltasee ist der größte künstliche Stausee der Welt und versorgt große Teile Ghanas mit Strom. Wie viele Menschen tatsächlich in Big Ada wohnen, ist partout nicht herauszubekommen – es wird aber stolz behauptet, es wäre eine Kleinstadt, auch wenn sich uns die Bezeichnung „Dorf“ quasi anspringt. Der Ort besteht aus einer Straße, die sich in der Mitte in zwei Straßen teilt die dann am Ende des Ortes wieder zusammenstoßen. Etwa drei Kilometer entfernt kommt im Küstenort Ada Foah ein bißchen Urlaubsstimmung auf. Weiße Strände und bunte Fischerboote könnten die perfekte Kulisse für einen tropischen Urlaub sein, wäre da nicht das enorme Müllproblem Ghanas und die Tatsache, dass viele Gemeinden in Strandnähe denselben als Toilette benutzen.
Sprache
Der Fakt, dass die offizielle Sprache Ghanas Englisch ist, lässt einen schnell vermuten, dass man sich hier mit jedem problemlos unterhalten bzw. ihn überhaupt verstehen kann. Aber über 50 regionale Sprachen führen dazu, dass Englisch erst in der Schule gelernt wird und man die Menschen, die ihre lokale Sprache sprechen, eben doch nicht versteht. Das ungewohnte ghanaische Englisch macht es dann noch schwer, selbst die zu verstehen, die Englisch sprechen. Ein paar Wörter in der lokalen Sprache Dangme haben wir inzwischen schon gelernt. Besonders das Wort „openo“ (danke) erzeugt regelmäßig freudiges Gelächter unter den Einheimischen. Dabei ist uns noch nicht klar, ob es daran liegt, dass wir es falsch aussprechen oder dass sie einfach erstaunt sind, dass wir das Wort kennen.
Das Haus und die Bewohner
Da wir im Obergeschoss einer relativ wohlhabenden Familie untergekommen sind, haben wir sogar Zugang zu fließendem Wasser im Haus, was durchaus nicht die Regel hier im Ort ist. Unten im Haus wohnen die Nachkommen eines Herrn Jumpah, der als Häuptling des lokalen Stammes eine sehr hohe gesellschaftliche Stellung innehatte. Jetzt liegt er prunkvoll im Garten begraben und das Geländer seiner imposanten Grabanlage dient auch gern mal als Wäscheleine. Drei seiner Kinder leben im Haus mitsamt Ehepartnern und einer noch nicht näher definierten Anzahl an Kindern. Wenn man fragt, wie viele Kinder hier wohnen lautet die Antwort immer: viele. Eine grobe Schätzung ergab, dass wahrscheinlich um die 20 Leute in dem Haus leben.
Unser eigenes Reich besteht aus zwei Zimmern – eins mit einem Bett und eins mit einem Tisch und einem Plastikstuhl davor. Zudem gibt es einen Gasherd zum Kochen und eine Dusche mit kaltem Wasser, was aber bei diesen Temperaturen von konstant um die 25 Grad sehr angenehm ist.
Rechts neben uns wohnt Jens, mein Projektpartner, mit dem ich gemeinsam ein Tourismusvermarktungskonzept erstellen werde, und mit dem wir gemeinsam aus Deutschland angereist sind. Links von uns wohnt Christiana, die für dieselbe NGO (Nichtregierungsorganisation) arbeitet und in den ersten Tagen unsere Mentorin war für alles, was Ghana betraf. Sie hat für uns typisch ghanaische Speisen gekocht und alles erklärt, was uns fremd war. Und davon gibt es noch vieles.
Viele Grüße aus Bad Belzig nach Ghana. MFG Marcus
AntwortenLöschenSchön von euch zu lesen. Bin schon gespannt auf Bilder und Berichte!
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